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Naturnahe Schauanlage

Eine Naturnahe Schauanlage: wozu?

Wir haben uns in unseren Städten und Dörfern, aber auch in der kultivierten Ackerlandschaft und den von Forstwirten aufgeräumten Wäldern, eine Umgebung geschaffen, die unseren Blick auf die Pflanzen und Tiere der heimischen Natur verfälscht.

Verfälscht heißt:

Wir schauen auf die immer wieder zuschanden geschnittenen Sträucher in den Gärten und in öffentlichen Grünflächen, prägen uns das Bild der verkrüppelt wachsenden Gehölze ein und meinen dann, ja, so muss ein Strauch aussehen. Wie aber wächst ein Strauch, wenn er sich frei entfalten darf?

Wir machen einen Spaziergang durch die benachbarten Felder und kommen dabei an inselartigen, kleinen Gebüschen vorbei, die aus wenigen Arten bestehen. Unter den Gehölzen wachsen meist vor allem Gräser und nur wenige Blütenpflanzen. Und wenn es blüht, sind es zumeist die allseits bekannten 'Unkräuter'. Wir merken uns: unsere heimische Natur ist zum Sterben langweilig. Wie aber könnte eine artenreiche Hecke aussehen, die von einem bunten, abwechslungsreichen Saum umgeben ist?

Wir machen ein Sonntagsausflug in den Wald und alles ist so schön aufgeräumt wie in den Gärten der Nachbarn. Wir merken uns: Ordnung muss sein. Wie ordentlich ist die Natur?

Wir wissen gar nicht mehr, wie Natur eigentlich aussieht, wie sie riecht, wie sie klingt, wie sie schmeckt und wie sie sich anfühlt.

Stattdessen:

In unserer Schauanlage werden einheimische Sträucher so gesetzt werden, dass sie nicht geschnitten werden müssen: so kann sich im Laufe der Jahre die arteigene Gestalt entwickeln. Wußten Sie, dass Liguster, nicht zur Schnitthecke degradiert, wunderschön blüht?

Unsere Schauanlage wird so abwechslungsreich gestaltet sein, dass auch auf begrenztem Raum eine Vielzahl von Arten betrachtet werden kann. Und wo sich bunte Gehölzsäume und Wiesen und mit nahrhaften Früchten bestückte Hecken und Gehölzgruppen befinden, da stellen sich auch bald viele Tiere ein, die das Angebot zu schätzen wissen.

Ein Naturgarten ist nicht das Richtige für Ordnungsfanatiker und Liebhaber geometrischer Figuren. Und doch: die natürliche Ordnung ist umfassender als der oft blindwütige Aufräumwille des Menschen. In der Natur fällt, was fallen muss, und bleibt dann einfach liegen. Nun macht sich eine Heerschar winzigster Aufräumgeschwader ans Werk, zersetzt das organische Material und führt so die Nährstoffe dem Kreislauf des Lebens wieder zu. Dieser Prozess zieht sich über Monate oder auch Jahre, doch eine Mülldeponie entsteht dabei nicht, denn nichts bleibt unverwertet. In unserer Schauanlage wird das Laub der Gehölze an Ort und Stelle verrotten und im Totholzhaufen wird - hoffentlich - irgendwann ein Igel einziehen.

Wozu also eine naturnahe Schauanlage?

Um unseren Blick zu schärfen für die Gestalt der Natur, unsere Nase zu betören mit Blütenduft und Modergeruch, unser Gehör zu entzücken mit dem Gesumme der Insekten und unbekannten Vogelliedern, unseren Geschmack zu fordern mit essbarem Wildobst und unseren Tastsinn zu streicheln mit vielfältigen natürlichen Materialien.

Bei all dem bleibt aber auch ein Naturgarten ein Garten, also ein Ort, der dem Gestaltungswillen des Menschen unterworfen wurde, um etwas dem Menschen Gefälliges zu schaffen: schöne Ausblicke ebenso wie interessante Details; Plätze, an denen Bänke zum Verweilen einladen ebenso wie ein Weg, der einfaches Vorankommen ermöglicht. Der Mensch wird im Naturgartenkonzept miteinbezogen ohne als Kontrapunkt aufzutreten, als ein Teil der Natur, nicht als ihr Gegenstück.

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